Babybedenkzeit-Projekt - Elternsein auf Probe

 

Die Förderschule Hiddinghausen hat mit ihren Schülerinnen eine ganz besondere Aktion durchgeführt: Ein Babybedenkzeit-projekt. Eine Woche lang drehte sich hierbei alles um möglichst realistische Eindrücke des Kinderkriegens, aber auch die Tatsache, dass mit der Geburt bei weitem nicht alles getan ist.

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Ein Kinderwunsch ist eine ganz natürliche Sache. Und Babys sind ja auch süß, das findet wohl jeder. Allerdings beschränkt sich ihr Dasein nicht darauf – und genau um diesen Aspekt ging es der Förderschule Hiddinghausen bei ihrem Angebot eines Elternpraktikums. In Kooperation mit dem Kinderschutzbund Hattingen, der ProFamilia EN-Südkreis, vertreten durch Geraldine Dura, plante die Schulsozialarbeiterin Lena Hilgendiek die Umsetzung des Babybedenkzeitprojektes, das nun durchgeführt werden konnte. Im Zentrum des Elternseins auf Probe standen fünf Säuglingsroboter. Dieser Babysimulator, das RealCare Baby®, ist 53 cm groß und wiegt ca. 3.500 g. Er simuliert realistisch den Tagesablauf echter Säuglinge. Das RealCare Baby® muss gefüttert und gewickelt werden, aufstoßen, im Arm gewiegt und seine Kleidung muss gewechselt werden. Beim Stillen oder Fläschchenfüttern gibt es Schluckgeräusche von sich und gluckst zufrieden, wenn es gut versorgt wurde. Es reagiert mit Schreien auf grobe Behandlung, falsche Lage, fehlende Kopfunterstützung sowie falsche oder fehlende Versorgung.

 

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Fünf Mädchen der Förderschule im Alter von 15 bis 18 Jahren hatten sich bereit erklärt, sich dem Projekt zu stellen. Drei Tage und zwei Nächte lang wurden die Mädchen nun zu Eltern auf Probe. Die anfängliche Skepsis gegenüber den Robotern wich schnell, nachdem die Schülerinnen festgestellt hatten, wie „lebendig“ sich das Baby verhielt und sie ihrem zugeteilten RealCare Baby sogar einen eigenen Namen geben durften. Und obwohl sie von den beiden Fachfrauen in vielen Situationen unterstützt wurden, wurde den Schülerinnen schnell deutlich, dass die Tage anstrengend werden würden, denn die Babys ließen nicht lange auf ihren ersten Schreimarathon warten. Welche Ursachen es hierfür geben könnte, wie diese herauszufinden sind und wie ihnen Abhilfe geschaffen werden kann, erarbeiteten Hilgendiek und Dura nach und nach mit den „Müttern“.
Da der implantierte Babycomputer alle Details der Versorgung und des Umgangs mit dem Säugling aufzeichnete, wurden nach Ablauf der drei Tage die Ergebnisse des Baby-Testlaufs für die sichtlich übernächtigten Schülerinnen visualisiert und mit ihnen gemeinsam ausgewertet. „Wichtig war, dass wir den Schülerinnen deutlich machen, dass ein Baby nichts zum Kuscheln ist, sondern richtig Arbeit macht und anstrengend ist. Ich denke, dass ist uns gelungen“, fasst die zufriedene Sozialpädagogin das Projekt zusammen. 


 

Zusätzlich zu dem Babysimulator hatten die Schülerinnen noch die Möglichkeit, sich bei einem Besuch der Heliosklinik in Schwelm über den Vorgang der Geburt vor Ort zu informieren. „Kinderkriegen ist kein Spaziergang“, mahnte Dr. Julia Feldbusch, die geduldig Rede und Antwort stand, während sie der Gruppe der Förderschule die Kreißsäle der Heliosklinik zeigte.
Abgerundet wurde das Elternpraktikum durch zahlreiche Informationen zum Thema Verhütung und Schutz vor sexuellübertragbaren Krankheiten, sowie einer gemeinsamen Aufstellung, was ein Kind in den ersten Jahren kostet, so dass das Ziel, Prävention im Hinblick auf mögliche (verfrühte) Schwangerschaften zu erarbeiten, erreicht worden ist.

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Auch zukünftig soll den Schülerinnen und auch Schülern die Möglichkeit gegeben werden mit den Simulatoren zu arbeiten. „Zu Beginn waren die Jungs eher skeptisch und taten es als Mädchenkram ab, jedoch sprechen sie mich jetzt vermehrt an, wann sie denn endlich mal dran wären!“ Für die Umsetzung weiterer Projekte muss jedoch erst die finanzielle Ebene geklärt werden. Aufgrund der technischen Rafinessen sind die Babysimulatoren nicht günstig. „Der Kinderschutzbund Hattingen hat uns freundlicherweise finanziell mit einem Simulator unterstützt, jedoch brauchen wir mindestens 2 um ein solches Projekt durchführen zu können.“ Langfristig, so die Schulleiterin Frau Engels, soll dieses Projekt in den Lehrplan mit aufgenommen werden, sodass jeder Schüler und jede Schülerin die Möglichkeit der Teilnahme hat.